Vera Lengsfeld: Wie Wikipedia Deutschland ihre Benutzer linkt
Auf der Achse des Guten schreibt Vera Lengsfeld:
Jimmy Wales, der Wikipedia Gründer ist ein Anhänger von Ayn Rand und Friedrich August von Hayek. Da beide in Deutschland dem breiten Publikum nicht so bekannt sind, muss man vielleicht erklären, dass Rand und Hayek Libertäre sind, für die Freiheit in allen ihren Formen der höchste Wert ist. Freiheit des Denkens, des Handelns, des Wirtschaftens, Freiheit der Meinung, der Medien, der Wissenschaft und Kultur.
Libertäre sind die natürlichen Feinde von Denkverboten, auch in ihrer vom Zeitgeist weitgehend akzeptierten Form der Political Correctness. Als Libertärer kann man konsevative Werte bevorzugen, oder nicht. Kollektivistisches, nationalistisches oder gar völkisches Denken ist ihm jedoch völlig fremd.
In Deutschland gibt es nur wenige Libertäre. Die Deutschen scheinen traditionell Kollektivismus in allen seinen Formen zu bevorzugen. Deshalb gibt es in unserer scheinbar vielfältigen Presselandschaft nur zwei libertäre Zeitungen, die Wochenzeitung „Preußische Allgemeine Zeitung“ (PAZ) und die Monatsschrift “eigentümlich frei“ von André Lichtschlag.
Offenbar zwei zu viel für gewisse, ideologisch verhärtete, ultralinke Wikipedia- Administratoren -, und Autoren, die sich mit deutscher Verbissenheit dran gemacht haben, beide Publikationen zu verunglimpfen.
Das einfachste und zugleich perfideste Mittel ist, den bekämpften Presseerzeugnissen das Etikett „rechts“, „ultrakonservativ“ oder auch „neurechts“ anzuheften. Für das Selbstverständnis der Zensoren ist charakteristisch, dass sie glauben, nicht die geringsten Beweise für ihre Klassifizierungen bieten zu müssen. Wenn man im Wikipedia- Eintrag über die PAZ die Behauptung, sie sei „neurechts“, anklickt, wird man lediglich zu der Seite geleitet, die erklärt, was Wikileser unter der „Neuen Rechten“ verstehen sollen. Nichts von dem, was da steht, trifft auf die PAZ nach ihrem Relaunch 2008 zu.
Zwar müssen die Wiki- Administratoren selbst einräumen, dass sich die PAZ von allen Autoren, die nach ihrer Veröffentlichung im Blatt sich dem Rechtsradikalismus angenähert haben,wie Horst Mahler, getrennt hat. Aber die bloße Nennung seiner früheren Autorenschaft, soll das Blatt ins gewünschte „rechte“ Licht rücken. Dabei müsste man, wenn man das Kriterium, wer mal was in einem Blatt geschrieben hat, als gültig für seine Ausrichtung ansehen wollte, auch die TAZ als rechts einstufen, denn Herr Mahler hat einst auch dort häufig veröffentlicht.
Die Administratoren und Autoren verfahren nach der berüchtigten Regel, dass man eine Behauptung nur oft genug wiederholen muss, damit sie geglaubt wird. Bei der Verdi-Jugend ist diese Methode verfangen auf fruchtbaren Boden gefallen. Sie hatte vor ein paar Monaten eine Aktion starten wollen, Grossisten davon abzuhalten, die PAZ zu vertreiben. Die PAZ konnte mit ihrem Protest immerhin erreichen, dass der Verdi-Jugend dafür die Fördermittel vom Familienministerium gestrichen wurden.
Werden die Autoren der PAZ nur indirekt mit angeblich rechten Tendenzen in Verbindung gebracht, verleumden die Administratoren den Herausgeber von „eigentümlich frei“ direkt . Lichtschlag suche die Nähe des Rechtsradikalismus. Wieder gibt es keine Belege. Als einziger „Beweis“ wird angeführt, Lichtschlag würde ein Bündnis zwischen radikal libertären und nationalkonservativen Kräften anstreben. Das reicht aus, um im schlechten linksradikalen Jargon von „Querfrontstrategie“ und „Scharnierfunktion“ zu munkeln. Der Leser soll vermuten, dass sich hinter den Verleumdungen der Administratoren noch viel mehr „rechtes“ Gedankengut und Handeln verbirgt. Alles, was diesen abenteuerlichen Behauptungen widerspricht, wird gelöscht.
In jüngster Zeit waren das Zitate aus der „Welt“, der „Süddeutschen“ und dem „Focus“, die Lichtschlags Magazin eindeutig und zutreffend als „radikal liberal“ oder „libertär“, wenn auch als „politisch unkorrekt“ verorten.
Während im Wiki- Artikel über die PAZ nach vielen linken Politikwissenschaftlern immerhin noch der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer zitiert wird, der anlässlich ihres 60-jährigen Jubiläums der PAZ in einem Grußwort attestierte „klar und kantig, in gut preußisch-konservativer, aufklärerischer Tradition zu stehen, ist bei „eigentümlich frei“ nichts Ähnliches zu finden.Auch Einträge, die darauf verweisen, dass der FDP-Politiker Christian Lindner sich positiv auf „eigentümlich frei“ bezieht, sogar für das Magazin schrieb, waren bald wieder verschwunden. Ebenso der Hinweis, dass sowohl Lindner, als auch Dirk Niebel als Generalsekretär der FDP, Interviews gaben. Besonders auffällig dabei ist Autor 188.192.23.17, der noch unter einem halben dutzend anderen Namen bei Wikipedia aktiv ist und offenbar nichts anderes tut, als ihm nicht genehme Beiträge zu löschen und seine linke Weltsicht als allein gültige darzustellen. Dabei wird er von gleichgesinnten Administratoren offenbar unterstützt.
Mit den Wikipedia- Prinzipien hat das allerdings nichts zu tun. Im Gegenteil. Wikipedia wird durch solche Machenschaften diskreditiert. Netzaktivisten wie Autor 188.192.23.17, die keiner anderen Tätigkeit nachzugehen scheinen, haben Menschen, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, nichts entgegenzusetzen. Es fehlt einfach die Zeit, ständig nach Verleumdungen Ausschau zu halten und sie zu korrigieren. Auch juristische Schritte kann sich ein kleines Magazin kaum leisten.
André Lichtschlag hat sich deshalb mit einem Brief an Wiki- Gründer Jimmy Wales gewandt , mit der Bitte, sich dafür einzusetzen, dass eine Handvoll linker Dogmatiker nicht länger den Ruf seiner Enzyklopädie in Deutschland ruiniert. Man darf auf die Reaktion gespannt sein.
Sehr treffender Artikel von Frau Lengsfeld. Warum bezeichnet sie allerdings die PAZ als „libertär“? Ich würde das Blatt eher als liberalkonservativ bezeichnen.
Das weiß ich nicht. Ich verortete die PAZ, obgleich ich sie nie in den Händen hielt, ebenfalls eher als konservativ.