»Döner-Morde« Unwort des Jahres 2011 | Sind Gutmenschen gut oder böse?

Dönerbude
Döner-Restaurant – RainerSturm / pixelio.de

Das Unwort des Jahres 2011 ist »Döner-Mord«. Die Jury ist der Meinung, dass es als Schlagwort die Mordserie an den acht türkischstämmigen und einem griechischen Kleinunternehmer verharmlose. Darüber kann man streiten, ob es verharmlosend ist oder nicht, ebenso, ob es gar als Unwort des Jahres taugt. Unstrittig hingegen ist, dass es für mich von vornherein »alternativlos« schien, es zum Unwort des Jahres zu schaffen.

Begründung der Jury

Mit Döner-Morde wurden von Polizei und Medien die von einer neonazistischen Terrorgruppe verübten Morde an zehn Menschen bezeichnet. Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde: Die Unterstellung, die Motive der Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt. Damit hat Döner-Mord(e) über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst. Im Jahre 2011 ist der rassistische Tenor des Ausdrucks in vollem Umfang deutlich geworden: Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechtsterroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.

Auf Platz zwei landete »Stresstest«, dann »Rettungsschirm« und vier: »Tagesrandzeit«. Mein Favorit wäre eher sowas wie »krude« gewesen, aber soweit ist ja alles noch im grünen Bereich. Was mich aber auf die Palme bringt: Extra negativ hervorgehoben – hier musste die Jury nachhelfen, denn es wird ja nach Anzahl der Einsendungen gemessen – wurde das Wort »Gutmensch«. O-Ton:

Begründung: Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet- Foren das ethische Ideal des „guten Menschen“ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren.

Es gibt bereits eine Reihe von Büchern zu kaufen, welche das Wort auf dem Titel schmückt. Wie kommt die Jury auf Internetforen?

Ähnlich wie der meist ebenfalls in diffamierender Absicht gebrauchte Ausdruck Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaftlicher Wertorientierungen in rationaler Diskussion gehören.

Ahja, – das sollte jetzt wohl beeindrucken! Man lese hierzu Hans-Magnus Enzensbergers Essay »Die Sprache des Spiegel«, eine Abhandlung von 1957 über die verschwurbelte Journalistensprache. Viel Wort, wenig Aussage. Klingt aber wichtig. Kafka würde wohl sagen: Lärmendes Schweigen!

Der Ausdruck wird zwar schon seit 20 Jahren in der hier gerügten Weise benutzt. Im Jahr 2011 ist er aber in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten einflussreich geworden und hat somit sein Diffamierungspotential als Kampfbegriff gegen Andersdenkende verstärkt entfaltet.

Komisch, warum bloß? Das ist aber seltsam. Versteh‘ ich gar nicht. Leider Gottes ist dieses harmlose Wort der einzige Einfluß den die gesunde Gesellschaft noch aufbieten kann, ohne in unserer politisch korrekten Maulkorb-Republik mundtot gemacht zu werden. Ironie ist nun mal schwer juristisch anzugehen. Und solange es Menschen gibt, die aus lauter Gutheit das Böse verharmlosen oder es einfach nicht sehen wollen, so lange muss es nicht nur solche Wörter geben, sondern wir müssen sie den toleranten Gutmenschen Tag um Tag um die Ohren hauen. Wie sagte schon Thomas Mann:

Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.

oder

Zum Bewußtsein kommen heißt: ein Gewissen bekommen, heißt wissen, was gut und böse ist.

Also sind Gutmenschen für mich eigentlich böse, auch wenn sie aus Blödheit heraus »gut« sind.

Die Jury der Aktion »Unwort des Jahres« besteht aus folgenden Mitgliedern: den vier Sprachwissenschaftlern Prof. Dr. Nina Janich/TU Darmstadt (Sprecherin), Dr. Kersten Sven Roth (Universität Zürich), Prof. Dr. Jürgen Schiewe (Universität Greifswald) und Prof. Dr. Martin Wengeler (Universität Trier) sowie dem Journalisten Stephan Hebel (Frankfurter Rundschau). Als jährlich wechselndes Mitglied war in diesem Jahr Dr. Heiner Geißler, Bundesminister a. D., beteiligt.

Stephan Hebel von der linkspopulistischen Frankfurter Rundschau, ja dann war die Richtung ja bereits vorgegeben! Für das nächste Jahr schlage ich schon mal vor: »Mai-Krawalle«.

Infos:
Pressemitteilung
Kommentar des ef magazins

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