Mein Abschied von »DIE ZEIT«

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Access denied

Wenige Wochen nachdem ich die Wochenzeitung DIE ZEIT abbestellt hatte, fiel mir auf, dass ich auch online, gleichwohl ähnlich, keine Mitgliedschaft mehr besitze. Nicht aus dem gleichen Grund. Die Kündigung hatte mit meinem Online-Account nichts zu tun. ZEITonline hatte diesen schlicht und ergreifend gesperrt.

Dies schrieb ich der ZEIT als Begründigung zu meiner Kündigung:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte das Abonnement DER ZEIT fristgemäß zum nächst möglichen Zeitpunkt kündigen. Wenn von Interesse, so nehmen Sie meine im folgenden aufgeführte Gründe zur Kenntnis.

Die ZEIT hat sich vom liberal-kritischen Blatt der Mitte, dem medialen Mainstream des linken und politisch korrekten Spektrums angepasst: Spiegel, Stern, tagesschau, SZ, bis hin zur FR. Zunehmend kann ich weder den Geist einer Dönhoff oder eines Bucerius, noch ihren viel beschworenen Dualismus erkennen, wofür ich DIE ZEIT immer geschätzt habe. Gerade Letzterer hat enorm an Federn gelassen und ist bis auf die Etikette nicht mehr zu erkennen.
Unübersehbar wurde der Richtungswechsel der ZEIT im Zuge der Debatte zum Thema Sarrazin. Hier konnte die ZEIT zur medialen Meinungsdiktatur weder etwas entgegensetzen, noch war sie offensichtlich dazu gewillt. Selbst ein Helmut Schmidt scheint kein Garant mehr für eine gewisse Ausgewogenheit der ZEIT zu sein, oder ist er es gar noch? Wenn ja, auf was müssten wir uns für die Zukunft noch einstellen? Nein, dann griffe ich lieber gleich zum Original und läse die Leitartikel eines Heribert Prantl.

Äußerst irritierend wird es hingegen, linkspopulistische Artikel einer gewissen Andrea Dernbach lesen zu müssen, oder via YouTube auf ihren Ressortleiter des Feuilleton Jens Jessen zu stoßen, wie er mit dem Konterfei Lenins im Hintergrund zu den U-Bahn-Gewalttaten seine Meinung feil bietet.

Die Frage ist, inwieweit die ZEIT im journalistischen Einheitsbrei schwimmen, oder sich wieder auf ihre Wurzeln besinnen möchte, welche diese Wochenzeitung einst so herausragend von anderen Blättern unterschieden hat. Wenn Sie herausfinden möchten wo Sie einst standen, so empfehlen ich Ihnen dringend, Ihre Online-Leserkommentare nicht nur zu lesen oder gar zu zensieren, sondern auch zu analysieren. Geschätzte Zweidrittel davon scheinen offensichtlich nicht (mehr) in Ihr Horn tuten zu wollen und es würde uns nicht wundern, hiernach der erste zu sein, welcher der ZEIT deshalb aufkündigt.

Mit freundlichen Grüßen, Johann Notke

Nun, dies ist ein paar Wochen her und was den letzten Absatzt betrifft, gleichermaßen überholt. Überholt in bezug auf die Leserkommentare. Das von den erwähnten »Zweidrittel Leserkommentare« ist keine Zahl von mir, sondern stammt von der ZEIT selbst. Natürlich habe ich keine empirische Untersuchung gemacht, es sind bloß meine subjektiven Synapsen, doch ich bin mir sicher, dass sich bezüglich der Leserkommentare das Blatt vollends gewendet hat. Die Kommentare sind nicht mehr wieder zu erkennen. Es ergibt sich ein völlig konträres Bild und dieses zieht sich wie ein, im wahrsten Sinne des Wortes, roter Faden durch die (zugelassenen) Lesermeinungen: fast ohne Ausnahme wohlwollend den Leitartikeln entsprechend. Das geht sogar soweit, dass ich eine Anhäufung von Meinungen vorfinde, die von Genossen der Linkspartei stammen könnten. Nicht gerade die Ur-Klientel der einstigen ZEIT.

Was ist passiert? Ich weiß es nicht. Über die letzten Wochen hinweg fiel mir dieser Zustand mehr oder weniger unbewußt auf, bis ich irgendwann versuchte, einen Kommentar der mir gefiel, positiv zu bewerten. Um das Bewertungssystem benutzen zu können, muss man einen Zugang haben und das war der vornehmliche Grund meiner Verwenung gesessen – von ein paar wenigen eigenen Kommentaren einmal abgesehen. Doch plötzlich musste ich feststellen, mein Account funktionierte nicht mehr: er wurde »gesperrt«.

Warum, hat man mir nicht gesagt. Mein letzter Kommentar zu einem Artikel, der diesen Ausschlag gegeben haben könnte, liegt mindestens sechs Wochen zurück. Wie ich jetzt über Google festelelle, ist er nicht einmal mehr veröffentlicht worden. Ich hatte zu irgendeinem Thema einen ironischen Hinweis zur Clown-Union (ein YouTube-Kanal) mit dem Thema »Manische Culpathie« gepostet. Das war alles. Jetzt ist Der Kritisator dort nicht mehr erwünscht und er möchte es aus freien Stücken heraus auch bleiben. Meinugnswächtern und Paternalisten laufe ich nicht hinterher.

Schade um diese einst so qualitativ hochwertige Zeitung. Marion Gräfin Dönhoff und Gerd Bucerius würden sich im Grab umdrehen. Willkommen in der bunten Republik der Meinungsfreiheit. Willommen bei der ZEIT.


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Das linke Netz: Das Zusammenspiel zwischen der Wochenzeitung Die Zeit, dem Netz gegen Nazis, der Bundeszentrale für politische Bildung und der linksextremen Szene.

Was ist von einer staatlichen Behörde wie der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) zu halten, wenn diese sich im „Kampf gegen Rechts“ von Sympathisanten der linsextremen Szene vor den Karren spannen läßt, linksradikale Publikationen empfiehlt und auf eine Internetseite verweist, von der aus man zu Anleitungen für Brandbomben und Sabotageakte gelangt? Wie ernst meint Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dem die Bundeszentrale untersteht, seine Forderung nach einer breiteren gesellschaftlichen Ächtung linksextremer Gewalt? Und wie steht es um die linksliberale Wochenzeitung „DIE ZEIT“, wenn diese linken Antifa-Journalisten eine Plattform bietet, um konservative Personen, Organisationen und Einrichtungen als „Nazis“ zu stigmatisieren? Die Studie „Das linke Netz“ untersucht das Zusammenspiel von „DIE ZEIT“, Bundeszentrale und linksextremer Szene beim Internetportal „Netz gegen Nazis“ und dem „Buch gegen Nazis“. Dabei fördert sie Brisantes zutage.

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