Zum Thema Präimplantationsdiagnostik (PID)
Zu diesem Thema fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Um es vorwegzunehmen: Da bin ich päpstlicher als der Papst. Irgendwann werde ich mich zusammenraufen und etwas über die Themen PID, Fruchtwasseruntersuchung und den allgemeinen Werte- und Gesellschaftskonsens bez. der legalen Abtreibung zusammentragen. Für’s erste sei hier auf einen schönen Artikel in Ralfschuler’s Blog verwiesen: PID – Auf der ethischen Rutschbahn.
Die Argumente der Befürworter von PID & Co. sind hanebüchen und scheinen den Grundsatz völlig auszuklammern. Nicht selten wird einem als Andersdenkender sogar ein Strick daraus gedreht. Nämlich, der Spieß wird umgedreht und so heißt es plötzlich auf Seiten der Befürworter: Wir sind die Guten! Ralf Schuler dazu:
Wer heute auf eine Fruchtwasseruntersuchung verzichtet, gilt nicht selten als unverantwortlich. Und das Verständnis dafür, dass man sein Kind anzunehmen habe, ganz gleich, wie es auf diese Erde gesandt wird, um den alles überragenden Wert des Lebens nicht zu relativieren, dieses Verständnis ist längst auf dem Rückzug.
Das Thema »Werte« leidet ohnehin unter dem Zeitgeist, ist im Großen und Ganzen negativ besetzt und behaftet mit Vokabeln à la konservativ, ewig-gestrig, unzeitgemäß, reaktionär, ja selbst die Naziethik ist nicht weit, wenn eine Mutter nicht sagt, dass ihr Bauch nur ihr gehöre. Ralf Schuler:
Für gesellschaftliches Klima und Wertewandel gibt es kaum Statistiken. Wer mit Werteverständnis argumentiert, hat es immer schwerer als Leid-Verhinderer, die dramatische Bilder ausmalen und konkrete Schicksale zeigen können.
Hier der ganze Artikel:
PID – Auf der ethischen Rutschbahn
Von ralfschuler
Der Beschluss des Bundestags zur Freigabe der Präimplantationsdiagnostik (PID) zeigt vor allem eines: Den alles andere dominierenden Opferblick der von den Abgeordneten repräsentierten deutschen Gesellschaft. Nach der eng begrenzten Lesart der PID sind im Jahr in Deutschland etwa 200 Paare von Erbleiden betroffen, die einen Einsatz dieser Methode sinnvoll erscheinen lassen. Das emotionale Hineinversetzen in das schlimme Schicksal dieser Menschen ist der zentrale Beweggrund, der Abstimmung: Niemand möchte unter so qualvollen Umständen um sein Wunschkind ringen oder sogar darauf verzichten müssen, deshalb werden ethische Bedenken, die nahezu alle Debatten-Teilnehmer zugaben, zugunsten wissenschaftlicher Praktikabilität zurückgestellt.So wird also eine generelle Regelung zur Antastbarkeit werdenden Lebens in das Embryonenschutzgesetz eingefügt, weil es unter 80 Millionen Deutschen 200 tragische Fälle gibt. Um es unmissverständlich zu sagen: Es geht hier nicht um das quantitative Aufrechnen von Schicksalen. Es geht nicht darum, dass man über das Leid von verschwindenden Minderheiten einfach so hinweg gehen dürfte. Es geht vielmehr darum, dass das Grundverständnis der Demut vor dem Leben – auch vor dem menschlichen Leben – einen weiteren Schritt zurückgedrängt wird. Dass es Konstellationen im Leben gibt, die man ertragen muss, weil zur Abhilfe elementare Regel verletzt werden, ist immer weniger gesellschaftlicher Konsens.
Es gibt, um einen ebefalls aktuellen Vergleich anzustellen, auch kein Menschenrecht auf ein Spenderorgan. Selbst wenn mein Nachbar gefahrlos eine Niere hergeben könnte, gibt es keine Rechtfertigung für eine Freigabe der Zwangsspende von Organen. Nur dass in diesem Falle eben „vollwertige“, lebende Menschen die Betroffenen wären, die eine andere Lebensschutz-Akzeptanz genießen als das werdende Leben von Embryonen. Befremdlich ist allerdings, dass angesichts der inzwischen bereits riesigen und in Zukunft weiter wachsenden Möglichkeiten der Manipulation am Embryo die PID-Befürworter nicht wenigstens ein leiser Schauder beschleicht, wozu sie da Vorschub geleistet haben mögen. Aber vielleicht wird auch diese Abwägung von der Empathie mit den erblich belasteten Paaren völlig überschattet.
Dass es keinen ethischen Rutschbahn-Effekt gibt, wie die PID-Befürworter behaupten, wird indes von der Realität schon heute widerlegt. Schon jetzt wird während der Schwangerschaft bereits getestet, was nur getestet werden kann. Wer heute auf eine Fruchtwasseruntersuchung verzichtet, gilt nicht selten als unverantwortlich. Und das Verständnis dafür, dass man sein Kind anzunehmen habe, ganz gleich, wie es auf diese Erde gesandt wird, um den alles überragenden Wert des Lebens nicht zu relativieren, dieses Verständnis ist längst auf dem Rückzug. Und da nicht um des Testens selbst willen getestet wird, steht immer häufiger auch die Entscheidung an, bei erhöhten Wahrscheinlichkeiten von Fehlentwicklungen zu „reagieren“.
Auch die Tatsache, dass zugunsten der PID immer wieder auf die Möglichkeit zur Spätabtreibung verwiesen wird, zeigt, wie die schrittweise erfolgte Freigabe ethischer Grenzflächen immer wieder zu Ausbau und Erweiterung derselben genutzt werden kann und genutzt wird. Glaubt im Ernst jemand, dass in Zukunft weniger schwere Behinderungen oder Fehlbildungen bei Kindern hin- und angenommen werden, während jenseits einer noch zu ziehenden Grenze „schwerwiegende“ Beeinträchtigungen „vermieden“ werden können. Warum das Risiko erhöhter Brustkrebsgefährdung dem eigenen Kind mit auf den Weg geben, wenn man diese Option durch PID ausschließen kann?!
Für gesellschaftliches Klima und Wertewandel gibt es kaum Statistiken. Wer mit Werteverständnis argumentiert, hat es immer schwerer als Leid-Verhinderer, die dramatische Bilder ausmalen und konkrete Schicksale zeigen können. PID wird aber auch deshalb zu einem Bumerang werden, weil viele Behinderungen im Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt entstehen. Wer schwere Erbschäden in der Petrischale hat ausschließen lassen und dann wegen Sauerstoffmangels unter der Niederkunft ein behindertes Kind bekommt, wird unter einem gesellschaftlichen Klima der erwarteter Gen-Gesundheit noch schlimmer zu leiden haben, obwohl er selbst dazu beigetragen hat.
Und noch etwas macht das PID-Votum deutlich: Glaube und Wertebewusstsein werden offenbar immer weniger als „verbindlich“ und „bindend“ angesehen. Werteüberzeugungen auch dann anzuwenden, wenn sie im Einzelfall nicht praktikabel sind und einem Gewissensbürden auferlegen, scheint immer unmoderner zu werden. So intensiv und ernsthaft die bioethischen Debatten im Bundestag in den letzten Jahren auch geführt wurden, sie endeten noch immer mit Kompromissen, wo eigentlich keine Kompromisse möglich sind.
Was sind das eigentlich für egoistische Menschen, die unbedingt eigene Kinder haben wollen, obwohl dann diese Kinder möglicherweise das gleiche Problem haben wie sie selbst?!
Auf der Seite http://www.medienanalyse-international.de/index1.html gefunden
Zu der simplen Feststellung an die wenigen Paare, um die es ja angeblich geht, ist man nicht in der Lage gewesen? Diese Sätze müssten lauten: „Leute, man sieht es Euch evtl. nicht an, ihr fühlt euch nicht so – aber auch ihr seid behindert und gehört zu den 8 Muillionen. Akzeptiert eure behinderung, die darin besteht, keine gesunden oder lebensfähigen Kinder bekommen zu können, und adoptiert bei unstillbarem Kinderwunsch Kinder, die dringend liebevolle Eltern brauchen.“
Darin sehe ich nicht das Problem. Es liegt vielmehr darin, ein Vorwand gebraucht zu haben, um weitere Argumente und »Fesseln« der Ethik zu beseitigen. Die Schreckensvision wären dann nicht nur jene sog. Designerbabys, sondern auch die stufenweise Aufweichung jeglicher Moral und ethischer Werte. Der Weg in die hedonistische Gesellschaft.
Die paar Erbkranken sind nur ein Vorwand. Aber das Ziel ist nicht die hedonistische Gesellschaft. Es geht hier um ein Millardengeschäft und mehr Einfluss des Staates auf die Menschen. Ich glaube auch nicht, dass dabei am Ende mehr Hedonismus herauskommen wird. Irgendwelche Wichtigtuer werden sich immer mehr in das Familienleben einmischen. Nach der Möglichkeit zur PID kommt die Pflicht zur PID und dann möglicherweise die staatlich organisierte Menschenzucht, Bokanowskigruppe und so.