Weltkriege: Polens Opferrolle

Lichtdome
Lichtdome

Am 1sten September jährte sich der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 70sten Male. Da ich unterwegs war, kann ich erst jetzt darüber schreiben. Man wurde dieser Tage von der Presse mit dem Kriegsbeginn 1939 gewissermaßen erschlagen und ebenso wurde man an die Schandtaten Nazideutschlands erinnert. Das ist gut und wichtig. Auch ich zog mir von DER ZEIT oder dem SPIEGEL bis hin zu den Fernsehreportagen die ganze Dosis wieder rein. Erschreckend nicht nur der Krieg an sich, sondern auch der gleich zu Beginn begangene Völkermord. Die Polen waren die esten Opfer.

Bemüht um Dualismus, möchte ich aber einmal über etwas anderes schreiben. Nicht über das, was jeder schon weiss, sondern über die Rolle Polens, welche mir, seit ich darüber nachdenke, immer wieder ins Auge springt und sauer aufstößt. In Deutschland hierzu kritische Töne zu finden ist ja quasi tabu, aber ich wage es dennoch.


Als ich mir die Berichterstattung der Gedenkfeier, welche Polen auf der Danziger Westernplatte veranstaltete ansah, bekam ich Bauchschmerzen. Ich hatte den Eindruck, dass Polen ohne sein Hitler, wie Bush Junior ohne seine Bin Laden ist. Das soll nicht zynisch sein, denn Zynismus verbietet sich an Hand des großen Leids der Polen. Ich finde es zwar richtig, eine Gedenkfeier abzuhalten, aber die Art und Weise wie diese abgehalten wurde, befremdete mich nicht nur, ich fand es ebenso makaber.

Um Punkt 5:45 Uhr versammelte man sich zur Multimediaschau, suhlte sich in erlebtem Leid und mahnte gleichzeitig mit erhobenem Zeigefinger. Lichtdome säumten den Himmel wie anno ’36 in Berlin, »Der Führer« wurde via Video auf das Denkmal projiziert währenddessen minutenlang alte Sirenen heulten. Was soll das? Reicht es nicht, zu bürgerlichen Zeiten Reden zu halten und Kränze niederzulegen? Muss immerzu diese geschlagene und gebeutelte Grundhaltung eines Opfers zur Schau gestellt werden?

Über die Taten Polens, seinen es die Vertriebenen oder das ihrerseitige Herfallen über die damals wehrlose Tschechei, fiel wie immer kein Sterbewörtchen. Immer das gleiche Schema. Bei der noch so kleinsten Ungereimtheit wird Kanzlerin Merkel oder wer auch immer, gleich mit Hakenkreuzbinde in der Presse abgebildet und man beschwört den Nazi im Schafspelz herauf. Beispiele gibt es viele, und ich will sie hier auch nicht breit schlagen. Ich frage mich nur, wieso dieses sonderbare, ja verdächtige Verhalten? Ist es möglicherweise unbewusste Taktik? Schließlich war Polen immer dann am »erfolgreichesten«, wenn es zuvor Opfer war. Man denke nur an die enormen Gebietszuwächste im Südwesten, Westen und Norden nach 1918 und 1945. Traut einer da den großzügig gemachten Zugeständnissen nicht? Vielleicht wäre es an der Zeit, dass auch wir Deutsche uns darüber mal Gedanken machen dürfen?!

Ich komme nicht umhin, bei allem Mitgefühl und Respekt gegenüber den Opfern und bei all der Scham die ich oft als Deutscher empfinde, mich unwohl zu fühlen, wenn Polen mal wieder seine Opferrrolle ausspielt und solche Shows inszeniert. Viele Völker mussten irgendwann in ihrer Geschichte schwere Opfer bringen, doch mir fällt keines ein, welches sich so perfekt und scheinbar wohl in seiner Opferrolle wieder findet wie Polen.

Privacy Preference Center