Studiengebühren: Ab in die Palz

Ab in die Palz, so werden viele anssässige Saarländer zu sich sagen und letztendlich auch so handeln; jedenfalls dann, wenn’s ums Studium geht. Ergo Tier statt Saarbrücken. Das liegt nich daran, dass die Uni in der Pfalz besser ist. Nein, es liegt am Bezahlstudium. Im CDU-Land Saarland ist das Studium nämlich seit dem WS 2007/2008 kostenpflichtig. Bereits nach knapp einem Jahr belegt eine aktuelle Studie des Saarbrücker Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft das, was vorher schon jeder Grundschüler prognostizierte. Seit Einführung der Studiengebühren schrieben sich 6,2 Prozent weniger Studenten ins erste Semester ein als im Jahr zuvor. Trier hingegen verbuchte mit 13,5 Prozent Mehreinschreibungen eine Rekordhöhe an Erstsemestern.

Sollen sie doch, die doofen Studis. Selbst schuld. Sollen auch gerade dort bleiben. Saarlandesverräter. Tja, Aldi ist eben auch billiger als Manufactum. Die schlappe 630 Euro insgesamt pro Semester, ist doch lachhaft. Dafür kann man aber im Saarland studieren, besser gesagt in Saarbrücken. Tja. Zumal die Stadt immer atraktiver wird. Demnächst gibt’s sogar ’ne tolle Shopping Mall (Bergwerksdirektion) und ein neues C&A (Walters Eck). Was, immer mehr Menschen verlassen pro Jahr sowieso unsere Landeshauptstadt? Na um so besser, gibt’s eben mehr Platz für alle. Wie, die Kaufkraft wandert ebenfalls ab? Ach was. Auch das Durschnittsalter wir immer höher? Na und, die jungen machen doch eh nur Lärm und Dreck …

Sägen am eigenen Ast

Bald »Intel Center of Science«

Na dann ist’s ja gut, wenn alles in Butter ist. Ich denke jedenfalls nicht, dass Studiengebühren in irgendeiner Weise etwas bringen. Im Gegenteil. Es ist nicht nur so, dass die sozial Schwachen so der Möglichkeit des Studierens beraubt werden, bzw. dorthin abwandern, wo Bildung noch vom Staat finanziert wird. Ich bin der Meinung, dass ein Land, oder sagen wir ein Staat der an seiner Bildung spart, zwangsläfig am eigenen Ast sägt. Er ist dem Untergang geweiht. Nicht nur bildungskulturell, sondern er wird auch als logische Konsequenz daraus, wirtschaftlich den Bach runter gehen.

Auch die Argumente bezüglich der Aufwertung der Universität (Lehrkörper und Inventar) durch Mehreinnahmen sind glatt gelogen. Exakt jener Anteil der jetzt durch die Studenten finaziert wird, wird früher oder später vom Staat einbehalten bleiben. Wofür sonst sollte sich (damals Bildungsminister) Jürgen Schreier so stark gemacht haben? Irgendwann steht eine Universität dann an dem Punkt nach Mitteln und Wegen zu suchen, ihre Zukunft zu finanzieren. Lösung: Man »verkauft« sich quasi an große Firmen.

Das neue Junkertum

Meine Prognose: Nachdem das neue Junkertum das Studieren nur noch der finaziellen Elite vorbehält oder es zumindest so möchte, geht es daran, die Uni per se zu verkaufen; vorausgesetzt, letztere hat diesen Schritt nicht bereits aus Gründen der Notlage vorweggenommen. In den Städten ist es ja bereits gang und gäbe. Die Stadt als Beute. Jüngstes Beispiel: Der Chipgigant Intel steigt bei der Saaruni ein und jeder schreit hurra. Ich habe nirgendwo eine kritische Hintefragung vernommen. So tief ist man bereits gesunken.

Peter Müller studierte wieviel Semester?

Das beste aber habe ich mir zum Schluß aufgehoben und ich weiß nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller, ein rigoroser Beführworter der Studiengebühren, brauchte für sein Studium der Rechts- und Politikwissenschaften – wahrlich keine komplizierten Fächer – ganze 16 [sic!] Semester. Sech-zehn Se-mes-ter – nur für das Studium; keinen Titel oder dergleichen. Teuerer Spaß. Heutzutage!

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