Schweiz: Polanski nach Polizeifalle verhaftet

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Deutscher als die Deutschen, das waren sie schon immer, die Schweizer. Denn was sich nun dieser Tage zutrug, das gelingt selbst den von den Schweizern sonst so geschmähten Deutschen nicht: Die Verhaftung von Regisseur Roman Polanski, wegen eines 30 Jahre zurückliegenden Deliktes in den USA.

Die Doppelmoral ist hanebüchen. Doch wenn’s ums Geld geht, ist der Schweiz selbst ihre berühmt-berüchtigte Neutralität keinen Rappen mehr wert.

Als der Wahlfranzose Roman Polanski bei seiner Einreise in die Schweiz festgenommen wurde, befand er sich quasi auf dem Weg zum Züricher Filmfestival, welches ausgerechnet zu seinen Ehren abgehalten werden sollte. Polanski roch den Braten nicht und die Polizei schlug zu. Die Verhaftung wurde präzise und geheim vorbereitet. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles lobte die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der Schweiz und die Behörden hätten sich sehr kooperativ verhalten. Sauber!

Der Delikt, das Verführen einer Minderjährigen zum Sex, liegt 30 Jahre zurück. Selbst, man versteht es nicht, die katholisch-moralischen Polen protestierten gegen die Festnahme. Das Opfer selbst hat ihm längst verziehen und obwohl Polanski in der Schweiz ein Ferienhaus besitzt und die Schweiz auch öfter besuchte, schlug die Justits erst jetzt zu. Diesen vorauseilenden Gehorsam erklären Kritiker der Verhaftung mit Konzessionsverhalten der Schweiz gegenüber den USA, welche man im Streit um hinterzogene Steuern verprellt hatte.

Fest steht somit. Wäre Polanski, der durch seine Filme Rosmary’s Baby oder Tanz der Vampire weltberühmt wurde ein Niemand, hätte es diese, erst nach 30 Jahren getätigte Verhaftung, sicherlich nicht gegeben. Denn mit einem Unbekannten hätte man den USA keinen Bärendienst erweisen können. Man ist das peinlich. Nicht nur für die Kultur Europas.

Infos:

Kritik an Verhaftung Polanskis wächst (DIE ZEIT)

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