Des Fürsten Kreisel

Der Ludwigskreisel in Saarbrücken. Ein Verkehrskreisel, der keiner richtiger ist, weil überall Ampeln stehen. Das machen unsere Nachbarn eindeutig besser; doch davon wollen wir nicht reden. Reden wir vom Ludwigskreisel als zeitgenössisches Stadttor. Als Haupteingang zur Landeshauptstadt Saarbrücken und warum der Kreisel so heißt wie er nun mal heißt. Ich fand den Ludwigskreisel nie sonderlich schön, doch seit der neuen Billigbrücke ist’s mir sogar peinlich.

Ich hab’s leider nie gesehen; wohl besser sonst würde ich … – – – denn der Komplex Ludwigskreisel und Teile des Rodenhofs bis hin zum Ludwigspark nämlich, waren einst Park-, Lust- und Sommerschlossanlage des Saarbrücker Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Deshalb die Namensgebung. Ergo, gut gemeinte Réminescence.

Saarländische Lösung

Schade bloß, daß gerade jene durch politische Fehlentscheidungen welche letztendlich in häßlichen Bauwerken gipfeln, auf der anderen Seite wieder zunichte gemacht wird. Namen wie etwa »Müllerkreisel« wären da angebrachter.

Sommersitz und Schlosspark

Schlosspark
Schlosspark

Zwischen 1769 und 1791 wurde um den Sommersitz (Rodenhof) des 23 jährigen Fürsten ein spätbarocker Schlosspark errichtet. Zentrum, mit zwei Weihern eingerahmt war dort, wo sich heute das Stadion befindet. 1793 wurde er, wie so vieles zwischen Elsaß und Rheinland, von Revolutionstruppen zerstört. Sinnlos insofern, da er für das Volk frei zugänglich war.

Anno 2009

Der Mittelpunkt des Kreisels, den heute stinkende Autos umfahren, bildet – ich hoffe nicht in Anlehnung an den historischen Park – eine Bepflanzung die kleinkarierter nicht sein könnte. Ungewollt komisch persifliert, wird das ganze mit Hinweisschildern der vielen Sponsoren, die für dieses Meisterwerk offenbar von Nöten waren.

Den Rahmen bilden häßliche Bauten im Garagendesign und alte, verkommene Schuppen der Lucy Gang und Telefonsexläden vergangener Zeiten. Das einzig Erhabene waren nur noch die beiden Sandsteinbrücken, wovon man nun ausgerechnet die erste mit einer in sauberem Grau gestrichenen Billigkonstruktion (siehe  Laborbericht) aus Blech und Beton ersetzt hat. Wozu überhaupt, bleibt schleierhaft. Vielleicht wollte man das Design auch nur an die Umgebung anpassen.

Link: Laborbericht

Pflasterstein

So schließe ich die Augen, katapultiere mich 200 Jahre zurück, atme reine Luft und etwas Pferdedung und höre das klappernde Kutschengeräusch, wenn Fürst Ludwig die Camphauserstraße hochfährt um im Ludwigspark zu flanieren und frage mich, mit was wir für unser »modernes Leben« alles eingetauscht haben … Nebenbei wünsche ich mir wieder ein paar Einheiten »Revolutionstruppen«, welche den ganzen Schotter von heute niederbrennen!

Infos:

Privacy Preference Center