Landtagswahl Saarland 2009: Aussagen der Plakate im Vergleich

Wahlen. Die Städte und Dörfer sind mal wieder mit Wahlplakaten zugekleistert. Was bezwecken sie? Was wollen sie dem unentschlossenen Wähler in den letzten Tagen noch mit auf den Weg geben? Anbei ein kleiner Versuch, nur an Hand dieser Werbemittel, die Aussagen und Botschaften der Parteien zu entschlüsseln und interpretieren.

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CDU Wähler

CDU (Die Quote)

Da die CDU nach 10 Jahren Alleinherrschaft kaum große Versprechungen abgeben kann und ebenso Vergangenes nicht aufwärmen möchte, betreibt sie eine Imagekampagne. Interessant ist die Bildsprache. Auf den ersten Blick könnte die Botschaft lauten: Multikulti. Aha!? In den 80/90ern eigentlich mal ein Thema der Grünen. Nun, damit die politisch korrekte Quote stimmt, werden auf den Plakaten Menschen mit verschiedenen Hautfarben und diversen sozialen Schichten abgebildet, welche, mit Namen genannt, allesamt CDU wählen würden. Schwarze, Inder, Weiße. Letztere in der Überzahl; und unter diesen auch grenzwertig zahnlose Rentner. Eigentlich keine schlechte Sache, nicht nur auf Models oder Schönlinge zu setzen, sondern den »Mann von der Straße« zu zeigen.

Ebenso werden ein paar »typische« Gesellschaftsschichten abgebildet. Jedoch, ob bewußt oder unbewußt, Schwerpunkt bildet die »Crème de la Crème« der Kulturelite: ein DSDS-Kandidat, Miss Saarland, eine Bierkönigin, und nicht zu guter Letzt: ein Grillweltmeister. Letzterer passt ja ganz gut zu Peter Müllers Grillexpertise.

Abgesegnet wird die Kampagne mit dem Slogan: Wenn’s drauf ankommt, Peter Müller! Klingt irgendwie wie: »Wenn dir nix besseres einfällt, dann halt CDU.«

Ottokatalog
Herrenanzüge

SPD (Quelle-Katalog)

Die SPD setzt ebenfalls komplett auf Imagekampagne. Dabei spielt sie ihren entscheidenden Vorteil gegenüber der CDU aus. Sie bildet keine Quotengesellschaft ab, sondern schickt im direkten Schönheitsvergleich ihren Spitzenkandidaten Heiko Maas ins Rennen. Auch gegenüber den Kandidaten anderer Parteien, muss sich Maas nicht verstecken; zumindest nicht in Sachen Aussehen. Maas hat sich gemausert. Vom Milchbubigesicht ist nicht mehr sooo viel überig geblieben und ein bewußt eingesetzter Dreitagebart tut sein übriges dazu. Die Fotoshootings, jedenfalls sind trefflich umgesetzt. Maas trägt schicke Anzüge und ist lässig gegen eine Hauswand gelehnt. Dabei blickt der tiefsinnig in die Zukunft. Politische Inhalte aber auch hier, Fehlanzeige. Der neue Mann! heißt es. Hmmm, erinnert mich igendwie an den Quelle-Katalog. Die neue Herbstkollektion.

 

Zeit
Zeit

Die Grünen (Zeit)

Statt auf Bomben setzen Die Grünen, zumindest was ihre Wahlslogans betrifft, neuerdings wieder auf ihre politische Urgesinnung: Umwelt und soziale Themen. Inhaltlich ist dies schon greifbarer. Auch setzen Die Grünen offenbar auf Zeit. Da heißt es: »Zeit für mehr Busse und Bahnen!« Oder »Zeit für bessere Familienpolitik«. Zeit also. Aha!

 

 

De Oska
Unsa Saarland

Die Linke (De Oska)

Hier liest man »Privatisierung öffentlicher Ausgaben. Nicht mit uns!« Wenigestens, gerade was das Saarland betrifft, mal was konkreteres. Ansonsten De Oskar halt: »Unser Saarland sozial regieren.« Alles in allem eher bieder und langweilig. Aber man muss ja nicht gleich mit Brüsten werben, wie Frau Lengsfeld.

 

 

Mehr Netto
Mehr Netto

FDP (Mehr Netto)

Die FDP setzt, ebenso überraschend wie untypisch, auf Aussagen die man eher beim politischen Gegner suchen würde. Da wird der Handwerker hier und der Obstverkäufer dort dargestellt. Im Grunde eine gut gemachte Kampagne. »Alexander Kleist will mehr Netto für dich. Wäre das o.k.?« Nun gut, auf den ersten Blick typisch FDP. Mehr Kohle und so. Doch im Hintergrund, bietet ein Obst- und Gemüseverkäufer seine Ware feil. Die FDP wirbt um den Kleinen Mann. Das ist ja was ganz neues. Ob jener allerdings gut beraten sei, außgerechnet die FDP zu wählen, das muss er selbst wissen.

 

Fazit

Heiße Eisen wie die saarländische Bildungs- und Kulturpolitik fehlen in den Kampagnen fast gänzlich. Sehr seltsam! Joker werden von der Opposition einfach nicht ausgespielt.

Erstaunen tut mich auch die fast verkehrte Welt. CDU und FDP setzen auf Themen der politischen Gegner … und so wundert’s kaum noch, wenn sich leztere mit der SPD umfragemäßig im freien Fall befindet, hat sie doch selbiges seit Schröder ebenso praktiziert. Ob diese, in den Plakaten aufkeimende 180° Drehung der CDU/FDP ebenso gut bekommt?

Es lohnt sich sicherlich, auch nach den kleineren Parteien, die ohne große Plakatkampagnen auskommen müssen, Ausschau zu halten. Und wenn auch da nichts dabei ist, dann kann man ja immer noch bewußt falsch wählen. Hauptsache aber, man erfüllt seine demokratische Bürgerpflicht.

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