Berliner Mauerstück: BILD kauft sich im Saarland ein
Was haben BILD, der Saarländische Landtag, die Berliner Mauer und Axel Springer gemein? Nun, ein Stück Berliner Mauer steht seit ca. einer Woche am Saarländischen Landtag. Als Erinnerung an die friedliche Revolution vom 9. November 1989. Das alles ist nicht weiter schlimm, schließlich hat jedes System seine Symbole. Doch gut gemeintes bekommt hier sogleich einen faden Beigeschmack, schaut man denn genauer hin.
Heute habe ich mir das Stückchen Mauer angeschaut. 3 Tonnen schwer, neben dem Landtag steht es auf der Wiese. Ein Stück Beton mit Graffiti drauf, so wie man es heut‘ zu Tage im Grunde überall sieht. Unterhalb, ein Schild. Der Bürger bekommt folgendes zu lesen:
Dieses Betonsegment war Teil der Mauer, die Berlin und Deutschland teilte. 28 Jahre lang war sie Mittel und Zeichen der Unterdrückung. Überwunden durch die friedliche Revolution in Ostdeutschland am 9. November 1989, sind ihre Teile heute Symbol für die Kraft von Freiheit und Selbstbestimmung – aber auch Mahnmal für deren immerwährende Gefährdung.
Soweit alles im Lot. Man könnte selbst über das bereits von der Straße aus erkennbare Logo von BILD hinwegsehen, stünde da nicht noch folgender Satz:
Ein Geschenk von BILD an das Saarland zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 2009 – in Erinnerung an den Zeitungsgründer Axel Springer (1912 – 1985), der gegen alle Widerstände an seinen Traum von der Einheit Deutschlands festhielt.
Ist im ersten Abschnitt noch heuchlerich von Unterdrückung
oder Freiheit und Selbstbestimmung
die Rede, wird bereits ein Satz später jemand gewürdigt, der als Medienzar und und Machtmogul in die bundesrepublikanische Geschichte eingegangen ist. Axel Springer, rund um seine BILD-Zeitung baute er nicht nur ein monopolistisches Imperium auf, sondern sorgte mit seiner geschickten und flächendeckenden Propaganda für Polarisierung und Hetze, welche als Resultat einer sich opponierenden Gesellschaftsgruppe als Straßenschlachten ihren Höhepunkt nahm. In Sachen Propaganda steckte er der ihm selbst so verhassten DDR in nichts nach. Doch nicht nur das. Das Niveau seiner Blätter mit ihrem Häppchenjournalismus, erfundenen Lügenstorys, oberflächlichem Journalismus, subjektiver Hetzkampagnen und nicht zuletzt einer erbärmlichen Sprache, sorgte weit und breit für deutsche Bildungsarmut und Stumpfsinn.
Über das Logo der BILD-Zeitung, welches nun direkt neben dem Landtag prangert, nun, hier mag man auf Grund der Gewohnheit des Sponsorings allenthalben noch beide Augen zudrücken. Peinlich genug. Aber was hat ein namentlich genannter Axel Springer auf einer Gedenktafel eines solchen Mahnmals zu suchen? Und: dass weder Funk noch Zeitung ein kritisches Wörtchen über diesen Makel verloren haben, und alle blökten wie ach so toll das ist, dies ist die eigentliche Schande.
Pssst, vielleicht hat die Springer-Presse auch hier schon ihre Finger im Spiel …